Woher wir kommen - einige kurze historische Hinweise

Im Dezember 1917 gründete die Linke der Sozialistischen Partei eine eigene Zeitung, „Il Soviet“, sie begrüßte den roten Oktober in Russland als Beginn der „internationalen sozialen Revolution“ und unterstützte alle Thesen und politischen Erklärungen von Lenin.

1919 rief die Linke die *Abstentionistische Kommunistische Frakti*on (in Opposition zum parlamentarischen Kretinismus und zu den sich in der Rechten und im Zentrum der PSI ausbreitenden Wahlillusionen); sie erklärte den Marxismus zu ihrer theoretischen Grundlage, im vollkommenen Einklang mit der taktischen Linie und den strategischen Zielen der Dritten Internationale, an deren erstem Kongress sie teilnahm. Der einzige Meinungsunterschied betraf die Teilnahme an Wahlen und die Arbeit im Parlament, die die Bolschewiki, beeinflusst von ihren Erfahrungen in der zaristischen Duma, als Taktik des „revolutionären Parlamentarismus“ befürworteten, die Abstentionistische Kommunistische Fraktion Italiens aber ablehnte.

Im Jänner 1921, auf dem Kongress von Livorno, brach die Lin*ke mit der alten und reformistischen PSI und gründete auf der Basis der „21 Punkte“ von Moskau die *Kommunistische Partei Italiens, Sektion der Dritten Internationale.

Engagiert in Kämpfe an allen Fronten – gewerkschaftlich, politisch, international -, bekämpfte die Linke offen den sozialdemokratischen Reformismus und den drohenden gewaltsamen Ansturm der faschistischen Schwadronen. Für die Linke war der Faschismus nicht eine feudale Reaktion (wie es Gramsci vertrat, der damit bereits die ideellen Gründe für einen „historischen Block“ im Bündnis mit der fortschrittlichen Bourgeoisie lieferte), sondern als politischen Willensausdruck des Kapitals (seine „bewaffnete Wache“) in ihrem Versuch, der schwere wirtschaftliche und soziale Krise nach dem Ersten Weltkrieg die Stirn zu bieten.

Dem heldenhafte Kampf, den die Partei und ihre Militanten mit enormen menschlichen und materiellen Verlusten zur Eindämmung der kapitalistischen Gewalt zu führen wusste, zum Trotz – die objektiven Bedingungen und die Kräfteverhältnisse waren für eine revolutionäre Lösung der Krise nicht mehr günstig. Der Kampf endete in einem schmerzhaften Rückzug. Die Ablösung der sozialopportunistischen Manöver der alten PSI und des Bundes der Arbeit durch die revolutionäre Führung der Partei erfolgte zu spät.

Der Prozess der Entartung der kommunistischen Internationalen und die Isolierung der Revolution innerhalb der Grenzen von Russland waren nunmehr immer klarer zu Tage tretende Tatsachen. In der Internationalen machte sich ab dem Dritten Kongress (1921) das erste Abgleiten zu immer opportunistischeren Positionen bemerkbar. Es begann die Entwicklung einer Reihe von Notbehelfen und elastischen Taktiken, die von der Einheitsfront mit anderen politischen Kräften über die zweideutige Formel der Arbeiterregierung und schlussendlich zur konterrevolutionären stalinistischen These des Aufbaus des Sozialismus in einem Land reichten.

Auf den Versammlungen der Erweiterten Exekutiven der Dritten Internationale (bis zum VI. Kongress 1926) wird die Stimme der italienischen Linken, vertreten in erster Linie durch Amadeo Bordiga, die einzige Stimme sein, die die Schwere der in der bolschewistischen Partei entstandenen Situation, nach dem Tod von Lenin, und in der Internationalen, aufzeigte.

Im Juni 1923 war die italienische Linke schon aus der Führung der KP Italien entfernt worden, nach der Verhaftung von Bordiga und von hundert anderen Genossen durch die faschistische Polizei. Der Druck und die Einschüchterungen, seitens des neuen gramscianischen Zentrums wie der Internationalen , gingen auf die Exponenten der Linken nieder; führten zur Unterdrückung der Zeitschrift „Prometeo“ und zur Auflösung der von der Linken kontrollierten Sektionen. Diese antwortete 1925 mit der Bildung des Komitees von Intesa als erste Alarmglocke gegen die klassenmäßige Entartung die die Partei gerade erlitt. Um das Komitee sammelten sich die traditionellen und wirksamen Kader der italienischen Linken, um – noch als Mehrheitsströmung – die eigene politische Linie gegen die Parteiführung zu verteidigen und die eigene Oppositionsplattform gegen den von Moskau aufgezwungenen Kurs zu vertreten. Der gerade vor sich gehende Versuch, die ursprüngliche Klassenstruktur der Partei mit einer Rückkehr zur Politik der Bündnisse und der Kompromisse zu entarten, war mehr als offenkundig.

Noch im Mai 1924, auf der nationalen Konferenz von Como, hatte die Linke noch die Mehrheit der Partei. Erst auf dem Kongress von Lyon (1926), wo die Linke ihre Oppositionsthesen gegen den von Gramsci forcierten Zentrismus vorlegte, wurde die Linke offiziell an den Rand gedrängt. Das Manöver wurde möglich dank der Intervention der Parteiführung, die sich alle Stimmen der Delegierten, die wegen der faschistischen Überwachung am Kongress nicht teilnehmen konnten, zuschrieb.

Die italienische Linke reorganisiert sich im Ausland …

Die italienische Linke, die sich der „Bolschewisierung“ (sprich: „Stalinisierung“) der Kommunistischen Partei Italiens entgegenstellte, solidarisierte sich mit der Opposition von Trotzki in der russischen Partei.

Von diesem Augenblick an entfesselten der Nazifaschismus und der Stalinismus ihre Repression gegen die Militanten der Linken, der italienischen wie der internationalen, und zwang die Mehrheit der am Leben gebliebenen italienischen Genossen, ins Ausland zu fliehen, vor allem nach Frankreich und Belgien.

1927 vereinigte sich die italienische Linke im Ausland (in Italien waren die Genossen Gäste der vaterländischen Straflager) in der Fraktion, 1928 bildete sie die Fraktion der Linken der kommunistischen Internationale, 1935 die italienische Fraktion der kommunistischen Linken. Sie gab die Zeitschriften Prometeo und Bilan heraus.

… und gründet in Italien wieder die Partei

In einem langen, ununterbrochenen roten Faden verteidigte die italienische Linke den revolutionären Marxismus gegen Verrat und Verleugnungen jeder Art in den Jahren der offenen Unterdrückung und des Exils - dann, im Jahre 1943, sobald das faschistische Regime zusammenbrach, organisierte sie sich in der neu gegründeten Partito Comunista Internazionalista / Internationalistischen Kommunistischen Partei. Das war möglich auf Grund der Arbeit der Genossen, die lange in den Straflagern in Italien ausgeharrt hatten, und mit der Rückkehr der Genossen der Fraktion im Ausland aus der Emigration.

Wieder den Weg des revolutionären Kommunismus einzuschlagen war einer der ersten Zwecke, die die Internationalistische Kommunistische Partei offen erklärte. Sie befand sich sogleich zwei Fronten gegenüber: auf der einen Seite die faschistische Polizei, auf der anderen das sozialdemokratische Blei der KPI von Togliatti, treuer Diener von Stalin und der imperialistischen Interessen des russischen Staates.

Die Internationalistische Kommunistische Partei befand sich daher nur gegen alle beim Aufzeigen der Falschheit, des Verrats und der neuen Anmaßung, die sich hinter den Losungen des Befreiungskrieges, des Krieges für die Freiheit und die Demokratie verbargen. Mit ihrer unnachgiebigen politischen Positionierung zogen die Partei und ihre mutigen Militanten schon während der letzten Jahre des imperialistischen Konflikts die verleumderischsten und ehrenrührigsten Anklagen (Spione der Gestapo, trotzkistische Provokateure uns.) auf sich. Die Exponenten der KPI entfesselten eine wahre Menschenjagd gegen die internationalistischen Kommunisten. Zu Beginn der Ära der „neuen Demokratie“ (1945) fielen zwei unserer wertvollen Genossen, Mario Acquaviva und Fausto Atti, unter den Pistolenschüssen der Schergen auf Befehl stalinistischer Rädelsführer im Gewande patriotischer „Nationalkommunisten“. Andere Genossen „verschwanden“ oder endeten mit den absurdesten Anklagen im Zuchthaus, an der Stelle von Faschisten, die auf der Grundlage einer vom neuen Justizminister Palmiro Togliatti gewährten Amnestie aus der Haft entlassen wurden.

Die politische Charakterisierung der Internationalistischen Kommunistischen Partei war sofort klar und unnachgiebig:

  • die Entlarvung jenes Antifaschismus, den die liberaldemokratische Bourgeoisie und die Nationalkommunisten der KPI nicht als Kampf gegen den Kapitalismus, sondern als Bündnis mit den nationalen Kräften des Kapitalismus meinten / vorhatten;
  • die Kritik und Ablehnung der der von den Stalinisten und Sozialdemokraten forcierten klassenübergreifenden Politik der Volksfronten und Einheitsfronten;
  • die Ablehnung der Kräfte des Krieges und des Imperialismus, sowohl von Washington als auch von Moskau;
  • der Kampf gegen die stalinistische Konterrevolution und gegen den Betrug der nationalen Wege zum Sozialismus.

Die Zukunft gehört uns

Die Partei hat ein weiteres halbes Jahrhundert jedem ideologischen und materiellen Angriff widerstanden; sie hat den Glauben an die Grundsätze der kommunistischen Linken aufrecht erhalten und die genaue marxistische Kritik des Kapitalismus und der bürgerlichen Gesellschaft entwickelt. Sie hat sich nie gebogen und blieb unerschütterlich und standhaft im Kampf für die Bildung der internationalen Partei des Proletariats.

Heute, da eine schleichende und unkontrollierbare ökonomische Krise die Fundamente der imperialistischen Zentren in West und Ost erschüttert, ist der Kommunismus auf der Tagesordnung der Geschichte und ruft die Arbeiter der ganzen Welt zur Organisation und zum Kampf, mit dem Ziel der Erkämpfung der vollkommenen Befreiung von den Ketten des Kapitalismus. Das kann nur auf dem Wege der revolutionären Überwindung der bürgerlichen Gesellschaft und der kapitalistischen Produktions- und Distributionsweise, die auf Ausbeutung, Unterdrückung, Elend und Barbarei beruht.