Klassenkampf in Zeiten von Corona

Eine (unvollständige) Chronik der Ereignisse vom 14.3. bis 24.3. von unseren GenossInnen von Battaglia Comunista

Der folgende Rückblick ist eine kurze Darstellung dessen, was in der Welt außerhalb Italiens passiert ist (zur Situation in Italien siehe:leftcom.org) Auf die eine oder andere Weise hat das Coronavirus Arbeiterinnen und Arbeiter auf der ganzen Welt unter einer Losung vereint: „Wir wollen nicht für Ihre Profite sterben!“ Die folgenden Beispiele zeigen dreierlei:

  1. Die italienischen Arbeiterinnen und Arbeiter in ihrem Kampf für die Gewährleistung von Sicherheitsvorkehrungen nicht allein sind. Ebenso stehen die Arbeiterinnen und Arbeiter in den nicht systemrelevanten Bereichen in ihrem Kampf, bei vollem Lohn zu Hause zu bleiben, nicht allein da.
  2. Dass die unmittelbaren proletarischen Forderungen heute überall auf der Welt die gleichen sind.
  3. Dass unmittelbare Forderungen, so sehr sie auch gerechtfertigt sein mögen, allein nicht ausreichen.

Die Forderungen nach Sicherheitsvorkehrungen für die Arbeiterinnen und Arbeiter in den systemrelevanten Berufen und die volle Bezahlung aller anderen, die gezwungen sind, zu Hause zu bleiben, sind zu unterstützen. Aber man muss sich auch der Grenze bewusst sein, die dies impliziert, nämlich, dass der Klassenkampf SOFORT zu einer politischen Verurteilung des Kapitalismus übergehen muss. Wir fordern dies klar und nachdrücklich - was die Gewerkschaften naturgemäß nicht tun können und wollen. In jeder Versammlung, in jedem Streik, in jedem Flugblatt, in jeder Broschüre oder Statement, betonen wir immer wieder, dass wir uns über die unmittelbaren Forderungen von heute hinaus bewusst sind, dass der Feind der Kapitalismus ist. Es ist der Kapitalismus als solches, der den Profit über das menschliche Leben stellt, der uns jeden Tag ausbeutet und uns am Arbeitsplatz tötet, und es ist der Kapitalismus, der eine kranke, verschmutzte und von Elend geplagte Gesellschaft hervorgebracht hat. Lasst uns diese ersten Anzeichen des Kampfes zu einem Moment machen, um das antikapitalistische Bewusstsein in der Arbeiterklasse zu schärfen. Dies ist heute notwendiger denn je.

Argentinien

- 18.03.: In den getreideexportierenden Häfen von Urgara kommt es Unruhen von Arbeiterinnen und Arbeitern, die in dieser entscheidenden Zeit mit einem Streik drohen, weil ihnen kein angemessener Schutz vor einer Ansteckung mit dem Virus garantiert wird.

Österreich

- 18.03.: Trotz Verbots kommt es zu einem spontanen Streik und Protesten der Beschäftigten in Linz-Bindermichl-Keferfeld. Das Unternehmen hat es versäumt, minimale Sicherheitsvorkehrungen für die Beschäftigten zu gewährleisten.

Myanmar

- 17.03.: Fast 800 Beschäftigte der Textilfabrik in der Provinz Kampong Speu zwingen die Unternehmensleitung, die Löhne und Prämien rückwirkend zu zahlen. Die Fabrik hatte Mitte Februar wegen des Coronavirus ihren Betrieb eingestellt.

Brasilien

- 17.03.: Unruhen in den Gefängnissen im Süden des Landes nach Besuchsbeschränkungen und der Streichung von Hafterleichterungen zur Begrenzung der Verbreitung des Virus. Etwa 1.350 Gefangene entkommen während der Unruhen. (yeryuzupostasi.org-- koronavirus-isyani-1350-mahpus-firar-etti/)

- 17.03.: Die Beschäftigten der Häfen von Santos, Sao Vicente, Guarruja, Cubatao erklärten die sofortige Einstellung aller Arbeiten für die gesamte Dauer der von der Regierung in São Paulo verhängten Quarantäne. Der Vorsitzende des Verwaltungsrates für Logistik und Transport von São Paulo antwortete: "Es gibt mehrere Alternativen. Die drastischste ist die Ausrufung des Ausnahmezustands in ganz São Paulo, um die individuellen Rechte und Streiks auszusetzen". Die Arbeiter ihrerseits erklärten sich bereit, Be- und Entladetätigkeiten durchzuführen, die nur mit lebenswichtigen Dienstleistungen zusammenhängen. (www1.folha.uol.com.br)

- 20.03.: Die Beschäftigen von Almaviva do Brasil in Consolacao (eines der wichtigsten Call-Center des Landes mit 37.000 Mitarbeitern) haben aus Angst vor dem Virus die Arbeit niedergelegt, alle Arbeiten eingestellt und die Straße blockiert. Sie fordern die Verteilung von desinfizierendem Alkoholgel an alle Beschäftigen. Kranke Arbeiter werden nicht bezahlt, die Reinigung erfolgt ohne Tuchwechsel, in den Toiletten fehlt Seife, an den Arbeitsplätzen werden die Sicherheitsabstände nicht eingehalten. noticias.uol.com.br

Frankreich

- 16.03.: Die Arbeiterinnen und Arbeiter der Neuhauser Brotfabrik in Folschviller - einer der größten Brotproduzenten des Landes – machen Druck die Fabrik für 24 Stunden zu schließen, nachdem einer ihrer Kollegen positiv auf das Virus getestet worden war.

- 16.03.:In Lille ist die Fabrik des kanadischen Eisenbahnherstellers Bombardier de Crespin (Nord) bis auf weiteres geschlossen, und alle in der Produktion tätigen Mitarbeiter sind seit Montag teilweise arbeitslos. (lapresse.ca)

- 17.03.: Nachdem ein Beschäftigter positiv auf das Virus getestet wurde, treten die Beschäftigten von Amazon an den Standorten Montélimar, Chalon sur Saône und Douai in den Streik und prangerten den Mangel an Sicherheitsabstand, das Fehlen von Sicherheitsvorrichtungen und sanitären Desinfektionsmitteln an. Die Beschäftigten protestieren vor dem Standort Severey wobei sie die Sicherheitsabstände einhalten. (leftcom.org-)

-16/17.03 Mehrere hundert Arbeiterinnen und Arbeiter der Atlantik-Werften in Saint-Nazaire haben ihren Arbeitsplatz verlassen, weil ihnen keine sicheren Bedingungen garantiert wurden. Insgesamt beschäftigen die Werften über 10.000 Arbeiter. enoughisenough14.org

- 17/18.03.: Zwanzig Beschäftigte in der Glasindustrie und mehr als vierzig in der Dekorationsbranche (Saverdec) streikten am 17. und 18. März bei der Firma Saverglass in Feuquières (Oise) wegen der Nichteinhaltung der Vorschriften zum Schutz der Gesundheit des Personals. actu.fr

- 18.03.: Spontaner Streik der Mitarbeiter von ID Logistics in Les Herbiers. Sie fordern, bei vollem Lohn zu Hause zu bleiben, um sich gegen das Coronavirus zu schützen.

- 20.03.: Arbeiter bei Amazon in Lille kämpfen für die Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen gegen das Virus.

Island

- 13.03.: Um sich vor Infektionen zu schützen, lassen die Busfahrer Fahrgäste nur am Mittel- und Hintereingang einsteigen, ohne die Fahrscheine zu kontrollieren. (yeryuzupostasi.org)

Panama

- 20.03.: Heftige Unruhe unter den Arbeiterinnen und Arbeitern des Bergbauunternehmens von Minera Panama (über 6.000) nach dem Ausbruch der ersten Fälle von Coronavirus unter ihnen. Das Unternehmen weigerte sich, Sicherheitsvorkehrungen einzuführen, obwohl die Beschäftigen am Arbeitsplatz oft zu sechst zusammengepfercht sind. (panamaamerica.com.pa)

Spanien

- 17.03.: 1.000 Balay-Arbeiter in Saragossa setzen wegen des Coronavirus die Betriebsschließung durch. Die Geschäftsleitung von Balay hatte sich trotz fehlender Sicherheitsmaßnahmen geweigert, die Schließung zu veranlassen. izquierdadiario.es)

- 18.03.: Das Aeronova-Werk in Berantevilla (Álava), das 450 Arbeiter beschäftigt, hat am Dienstag nach den Demos der Beschäftigten am 17. März vorübergehend seine Tätigkeit eingestellt. Die Arbeiter forderten die Schließung der Fabrik wegen der durch die Coronavirus-Pandemie entstandenen Situation.

Türkei

- 19.03 Die Beschäftigten in der Textilfabrik Sarar ignorieren den Rat ihrer Gewerkschaft und stellten die Produktion für eine halbe Stunde ein, um gegen den Umstand zu protestieren, dass keine Maßnahmen zu ihrem Schutz vor dem Virus ergriffen wurden. Sie wollten Garantien, dass die Räumlichkeiten gereinigt werden. Es gab kein Desinfektionsmittel am Eingang und die Hygienebedingungen in der Kantine sind miserabel. (yeryuzupostasi.org)

- 20.03 Die Beschäftigten der Galataport-Werft in Istanbul beginnen einen Streik, weil trotz vieler Forderungen an das Management keine Maßnahmen gegen das Coronavirus ergriffen wurden. (yeryuzupostasi.org)

- 21.03 Streik bei dem Logistik- und Postunternehmen PTT nachdem, nachdem das Management den fest angestellten Arbeitern erlaubte, samstags zu Hause zu bleiben und fast 200 Leiharbeitern Überstunden zu verordnete. (yeryuzupostasi.org)

Kanada

- 14.03. Die Arbeiter im Fiat-Chrysler-Montagewerk Windsor in Ontario verlassen spontan das Werk.

USA

- 17.03.: GM-, Ford- und FCA-Fabriken: Zunehmende Beschwerden der Beschäftigten bei GM, Ford und FCA über schlechte Hygiene- und Sicherheitsbedingungen in den Fabriken, während die meisten Manager und Angestellten von zu Hause aus arbeiten. Die Manager dieser drei großen Unternehmen haben sich geweigert, die Fabriken zwei Wochen lang zu schließen, wie von den Arbeitnehmern gefordert. (labornotes.org)

- 17.03.: Die Arbeiterinnen und Arbeiter schließen vorübergehend die Lackiererei im Lkw-Montagewerk Warren von Chrysler in der Nähe von Detroit. 18.03.: Spontaner 24-Stunden-Streik von Fahrern des öffentlichen Nahverkehrs in Detroit, die weder über Sicherheitsvorrichtungen noch über angemessene Hygiene oder die Desinfektion der Fahrzeuge verfügten. Der Transport wird in der gesamten Stadt den ganzen Tag über ausgesetzt. Die Gewerkschaften werden unter Druck gesetzt, den Streik zu unterstützen. (labornotes.org)

- 18.03.: Spontane Streiks im Montagewerk von Sterling Heights (SHAP) bei Fiat-Chrysler, Michigan, nachdem zwei Beschäftigte positiv auf das Virus getestet wurden. Das Werk wird infolge dieser Streiks geschlossen.

Tuesday, March 24, 2020