Der Klassenkampf kennt keine Staatsgrenzen:International kämpfen statt patriotisch verlieren!

Entlassungen, Kürzungen von Sozialleistungen, anwachsende Jugendarbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Steuererhöhungen für GeringverdienerInnen sowie Renten- und Sozialkürzungen für jede und jeden. In den angeblich so “fortgeschrittenen” kapitalistischen Ländern ist die Krisenlösung überall dieselbe. Viele spüren und selbst Teile der herrschenden Klasse geben unumwunden zu, dass uns das Schlimmste erst noch bevorsteht: Der Angriff auf unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen wird über Jahre so weitergehen, wenn wir es zulassen! Dies ist nicht einfach nur eine „Schulden“- oder „Bankenkrise“, sondern eine strukturelle Krise, die seit Jahrzehnten (faktisch seit den 70er Jahren) schwelt. Gleichzeitig befindet sich die ArbeiterInnenklasse seit dreißig Jahren in der Defensive. Lediglich in den von der Krise am schärfsten betroffenen Ländern wie Griechenland und Spanien regen sich Anzeichen von Widerstand. Um diesen im Ansatz zu ersticken greifen die Kapitalisten hier am härtesten an. Sie wissen nur zu gut wie sie uns fertig machen können. Teile und Herrsche heißt ihr Prinzip!

Heute sind es die KollegInnen in Griechenland die für die Krise bluten sollen, morgen nehmen sie sich den nächsten vor. Dabei ist ihnen keine Lüge zu schade. Den ArbeiterInnen in Deutschland und anderswo soll eingetrichtert werden, dass der Lebensstandard der griechischen Bevölkerung für die Krise verantwortlich sei. Umgekehrt wird den Menschen in Griechenland erzählt, dass die deutsche Bevölkerung von ihrem Elend profitieren würde. Es liegt auf der Hand: Die herrschenden Klassen unserer beiden Länder versuchen uns zu spalten. Sie versuchen uns gegeneinander auszuspielen. Wenn wir uns gegenseitig in den Haaren liegen, können wir uns nicht gegen ihre Unterdrückung wehren. Die Idee der „Nation“ ist dabei ihre wichtigste Waffe. Sie verschleiert den Klassencharakter des kapitalistischen Systems und vermittelt die Vorstellung, dass die bestehenden Zustände Ausdruck des gemeinsamen Interesse des „Volkes“ seien. Doch wir dürfen uns nicht spalten lassen! Ein Angriff auf einen ist ein Angriff auf uns alle! Wir werden den weltweiten Angriffen auf unsere Lebensbedingungen nur widerstehen können, wenn wir uns gemeinsam dagegen wehren, wenn wir jeden Widerstand gegen die Austeritätspolitik der Herrschenden als unseren Kampf begreifen! Wir müssen jeder nationalistischen Ideologie eine klare Absage erteilen, und Wege finden, um über Alters-, Berufs- und Branchengrenzen hinweg zusammenzukommen und Erwerbslose wie Beschäftige gleichermaßen zu vereinigen.

Um diese Einheit zustande zu bringen, müssen wir mit der Politik und dem nationalstaatsfixierten Bezugsrahmen der alten Gewerkschaften und Parteien brechen die allesamt auf Verhandlungen und Kompromisse mit der bestehenden Ordnung setzten. Unser Ziel besteht darin, dass die ArbeiterInnenklasse selbst über die Ziele ihrer Kämpfe entscheiden sollte und dass die Organisation dieser Kämpfe fest in ihren eigenen Händen bleiben muss. Dafür müssen wir unsere eigenen Kampf- und Organisationsformen entwickeln, wie bspw. Streikkomitees, die der Kontrolle durch Massenversammlungen aller TeilnehmerInnen der Bewegung unterliegen. Zweitens müssen wir uns darüber klar werden, dass der Kampf eine politische Stoßrichtung annehmen muss. Der Kapitalismus hat uns nichts mehr zu bieten außer noch mehr Ausbeutung, Elend und Kriege.

Die einzige Lösung ist eine Gesellschaft, in der Geld, Ausbeutung und Profit überwunden sind und in der die Produktion in Einklang mit Mensch und Umwelt steht. Eine Gesellschaft in der die Produktionsmittel sozialisiert sind und sich nicht mehr in den Händen staatlicher und/oder privater Kapitalisten befinden. Es geht um eine ganz neue Gesellschaft, eine „Assoziation freier Produzenten“, in der für die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse und nicht für den Profit produziert wird. Eine Gesellschaft ohne Nationen, Staaten, Grenzen und Kriege. Das ist der Kommunismus, den wir meinen!

Er wird nicht über Nacht Gestalt annehmen. Vor uns liegt ein langer Kampf. Es geht darum, unseren KollegInnen eine Alternative zum Kapitalismus aufzuzeigen und uns zu organisieren, um die herrschende Klasse bekämpfen und besiegen zu können. Dies erfordert einen organisatorischen Rahmen. Nach unserem Verständnis kann dies nur eine politische Struktur, eine internationale und internationalistische revolutionäre Organisation sein. International, weil der Kapitalismus nur im Weltmaßstab bekämpft und überwunden werden kann; Internationalistisch, weil die Absage an jede nationalistische Ideologie die Grundvoraussetzung zur Herstellung der Klasseneinheit ist; Revolutionär, weil nur im radikalen Bruch mit dem Kapitalismus die Perspektive liegt, nicht nur menschenwürdig sondern als Menschen zu leben.

Athen-Berlin 10.November 2012
Internationalistische GenossInnen (Griechenland)
Gruppe Internationaler SozialistInnen (BRD)
leftcom.org
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Thursday, November 15, 2012