Die English Defence League: Kulturaktivisten oder rassistische Schläger?

Großbritannien gilt für gewöhnlich als eine „multiethnische“, „multikulturelle“ Gesellschaft und nach den Vorgaben der Political Correctness sind wir angehalten die „Kulturen“ anderer nationaler, ethnischer und religiöser Gruppen anzuerkennen und zu respektieren. Wenn man also angeblich angehalten ist alle „Kulturen“ unabhängig davon wie reaktionär und dämlich sie auch sein mögen zu respektieren, warum soll man dann nicht auch sein eignes „Englischsein“ (was immer das auch heißen mag) abfeiern dürfen, ohne als rassistisch zu gelten. Auch die sog. „English Defence League“ (EDL) scheint sich bis zu einem bestimmten Punkt innerhalb dieser schiefen Logik des „Multikulturalismus“ zu bewegen. 2009 gegründet, behauptet sie von sich all jene willkommen zu heißen, die unabhängig von nationaler Herkunft, Hautfarbe und Religion die „englischen Werte“ gegen die angebliche Gefahr des radikalen Islam verteidigen wollen. Im Unterschied zu anderen traditionellen Gruppen der extremen Rechten geben sie vor Antisemitismus und Rassismus abzulehnen. Sie behaupten sogar einen jüdischen Zweig zu unterhalten und sie sagen, dass moderate Moslems in ihren Reihen willkommen seien. Jeder Vorwurf, dass sie rassistisch oder neonazistisch seien wird vehement abgestritten.

EDL Demonstrationen

Ist die EDL also nur eine harmlose säkulare Vereinigung, die angesichts der angeblichen islamistischen Bedrohung des „Vereinigte Königreich“ nur etwas überängstlich reagiert? Nach einer genauen Betrachtung ihrer Aktivitäten und Schriften muss man dies eindeutig verneinen. Abgesehen von einigen Eintragungen und Kommentaren die halbgebildete Verfechter der „weißen Überlegenheit“ und auch Neonazis in ihren Internetforen hinterlassen, wird auch in den offiziellen Publikationen der EDL eine Sprache angeschlagen die sich nicht im geringsten von der anderer traditionell rechter Gruppen unterscheidet. In einem Artikel über die jüngste Demonstration der EDL werden die Gegendemonstranten bspw. als „kommunistischer Dreck“ bezeichnet. Aber weitaus wichtiger ist die Tatsache, dass die EDL einen extremen Nationalismus vertritt und damit Spaltungen innerhalb der ArbeiterInnenklasse erzeugt. Die Unterstützung für „unsere Jungs“ die in Afghanistan und dem Irak die schmutzige Arbeit des britischen Imperialismus erledigen, ist für das Projekt EDL konstitutiv (…)

Im letzten Jahr hat die EDL in einer Reihe von Städten Demonstrationen gegen angebliche „Islamisten“ durchgeführt wie bspw. Ende August in Bradford. Nach Angeben des „Guardian“ nahmen hieran auch viele Mitglieder der British National Party sowie rechte Fußballhooligans teil (die sich auf den Internetforen der EDL auch klar als solch zu erkennen gaben).

Es liegt auf der Hand dass diese Demonstrationen, die sich vorgeblich gegen „islamische Fundamentalisten“ richten, darauf abzielen die gesamte immigrierte Community einschüchtern und rassistische und ethnische Spaltungslinien in der ArbeiterInnenklasse befördern sollen. Somit übt die EDL die gleiche Funktion aus wie andere Organisationen der extremen Rechten, seien es nun Mosley`s Schwarzhemden oder die BNP. Sie wollen Minderheiten und besonders die immigrierten ArbeiterInnen für die Missstände der Gesellschaft verantwortlich machen. Die rückschrittlichen Elemente in der ArbeiterInnenklasse die dieser reaktionären Ideologie auf den Leim gehen, sehen dann andere ArbeiterInnen als Problem anstatt als KollegInnen an.

Indem Maße wie diese Spaltungsmechanismen funktionieren, tragen sie mit dazu bei, die ideologische Herrschaft des Kapitalismus über die gesamte ArbeiterInnenklasse zu stärken. Wie in den 30er Jahren erlangen diese rassistischen Gruppen unter jenen Teilen der weißen Arbeiterschaft Anklang die von der kapitalistischen Krise hart getroffen werden (die aber die immigrierten ArbeiterInnen weitaus härter trifft).

Indem sie die ArbeiterInnenklasse spalten leisten die rassistischen Gruppen dem Kapitalismus unschätzbare Dienste. Das eigentliche Problem des Kapitalismus besteht darin, dass die ArbeiterInnenklasse den ganzen Reichtum produziert, den sich die Ausbeuter aneignen und gegen sie einsetzen (wie wir gegenwärtig sehr deutlich sehen können). Von China bis Chingford überall auf der Welt haben die ArbeiterInnen das gleiche objektive Interesse: Den Kampf für eine Gesellschaft die der Ausbeutung ein für alle Mal ein Ende setzt. „Das Proletariat hat kein Vaterland!“(Karl Marx). Dem bürgerlichen Konstrukt der Nation müssen wir überall unsere Klassensolidarität entgegensetzen.

Antifaschismus oder Antikapitalismus

Ein physikalisches Gesetz besagt, dass auf jede Aktion die gleiche Gegenreaktion erfolgt. Genauso könnte man sagen dass, jede faschistische Aktion eine antifaschistische hervorruft. In vielerlei Hinsicht stellen sie lediglich zwei Seiten derselben Medaille dar.Während die extreme Rechte die ArbeiterInnenklasse in die Sackgasse des Rassismus und der Xenophobie führen will, lenken antifaschistische Kräfte wie die „Socialist Workers Party“ oder die „Unite Against Fascism“ die ArbeiterInnenklasse vom Kampf gegen das Kapital ab, indem sie auf das Übel der extremen Rechten fixiert, zur Verteidigung der „Demokratie“ aufrufen. Aber die „Demokratie“ die sie verteidigen ist keine ArbeiterInnendemokratie sondern die verkommene „Demokratie“ der Bourgeoisie. Folgerichtig rufen diese „linken“ Organisationen die ArbeiterInnen im Namen des Antifaschismus zur Unterstützung des bürgerlichen Staates auf, desselben Staates der rassistische Spaltungslinien in der Klasse forciert und zementiert.

Machen wir keinen Fehler. Rechte Organisationen wie die EDL oder die BNP stellen eine reale Gefahr für die immigrierten ArbeiterInnen dar und die CWO kritisiert nicht jene ArbeiterInnen die sich organisieren um sich selber gegen diese ekelhaften und gewalttätigen Schläger verteidigen. Aber die Politik der extremen Rechten ist lediglich eine extremere Version der Politik, die alle politischen Parteien des Mainstreams alltäglich gegen die ArbeiterInnen anwenden. Wir müssen die BNP und die EDL unbedingt bekämpfen. Aber vergessen wir nicht, dass wir den Rassismus solange nicht loswerden können, bis für uns für die Überwindung des Kapitalismus als ganzes organisiert und vereinigt haben.

CWO