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Startseite ›Der Fall des Sterling: England im Griff der Wirtschaftskrise
Anfang Februar senkte die Bank of England den Leitzins auf einen Prozent, ein Wert den die “Untertanen Ihrer Majestät” seit 1694 nicht gesehen hatten. Es mussten mehr als drei Jahrhunderte vergehen, bis die Zinssätze auf so ein niedriges Niveau rutschten. Angesichts der ernsthaften Krise die die kapitalistischen Ökonomien im internationalen Maßstab in die Knie zwingt, war diese historische Entscheidung der Bank of England absehbar. Diese weitere Senkung des Leitzinses ist der Versuch, die von der Krise im besonderen Maße angeschlagene britische Wirtschaft wiederzubeleben.
Als sich im Sommer 2007 nach dem Platzen der Hypothekenblase in den USA die Krise abzeichnete waren bürgerliche Politiker und Ökonomen sichtlich bemüht, Investoren die um ihre Anlagen fürchteten zu beruhigen. Nach Jahren der Euphorie müssten nun rationalere Struerungsinstrumente wieder eingeführt werden. Es gäbe nichts zu befürchten, da alle Indikatoren nach oben zeigten, und alle Prognosen davon ausgingen, dass die Märkte in der zweiten Jahreshälfte 2008 ihr Gleichgewicht wieder finden würden, und die Hypothekenkrise schnell wieder vergessen sei - so der damalige Tenor. Noch nie zuvor wurden derartige Prophezeiungen so dramatisch durch die harte Wirklichkeit widerlegt. Weltweit befindet sich der Kapitalismus in der schlimmsten Krise seiner Geschichte.
Einer Krise, die die alten imperialen Hierarchien, die die Welt bis dato beherrschten durcheinander bringt und das imperialistische Kräfteverhältnis welches sich in den letzten 60 Jahren nach dem Ende des zweiten Weltkrieges herausbildete grundlegend infrage stellt. Während das Epizentrum der Krise in der Wall Street bzw. der US-Wirtschaft liegt, trifft es die britische Wirtschaft, die wie keine andere mit der amerikanischen verwoben ist, am härtesten. Diesem Umstand liegen nicht nur historische Gründe sondern auch strategische Entscheidungen der britischen Bourgeoise zugrunde. (...) Um den Verfall des Sterlings gegenüber dem Dollar und besonders gegenüber dem Euro zu verstehen, muss man sich ins Gedächtnis rufen, dass die Wirtschaftspolitik der USA und Großbritanniens seit dem Ende der 70er Jahre Hand in Hand ging. Mit dem Machtantritt Magret Thatchers kam der Wendepunkt, an dem versucht wurde der Krise des dritten Akkumulationszyklus durch die komplette Liberalisierung der Finanzmärkte Herr zu werden. Zu keinem Zeitpunkt standen die USA und Großbritannien aufgrund ihres Gewichts und der imperialistischen Rolle die der Dollar und teilweise auch das britische Pfund spielten so sehr im Zentrum des Systems. Einem System, welches angesichts des Falls der Profitrate im industriellen Sektor zunehmend auf der Produktion fiktiven Kapitals basierte. Über 30 Jahre profitierte die britische Wirtschaft von den Vorteilen der USA, in Bezug auf die Revenuen aus dem Ölgeschäft und in Hinsicht auf die Rolle die die Londoner Börse gewissermaßen als europäische Wall Street spielte. Sowohl in der Wirtschaftspolitik aber auch auf militärischer und politischer Ebene war die Ausrichtung der britischen und amerikanischen Regierungen über drei Jahrzehnte nahezu identisch. Aufgrund der Ölvorkommen der Nordsee profitierte England enorm von der strategischen Entscheidung der USA ihre imperialistische Dominanz auf der Kontrolle des Ölpreises aufzubauen. Folgerichtig waren die USA und Großbritannien in allen Kriegen um die Kontrolle der Ölvorkommen besonders eifrige Kombattanten. Diese Interessensidentität lässt sich auch im Ende der 70er Jahre einsetzenden Transformationsprozesses beider Ökonomien beobachten, in dessen Verlauf ganze Industrien stillgelegt wurden, während der Finanzsektor geradezu aufgebläht wurde. All dies war nur durch die zentrale Rolle des Dollar ( und zu einem geringeren Maße des britischen Pfunds) möglich. Noch nie zuvor hat eine Leitwährung eine so zentrale Rolle gespielt wie in den letzten Jahrzehnten. Das Auftauchen des Euro als neuer europäischer Währung war jedoch ein wesentlicher Rückschlag für das britische Pfund und die gesamte britische Wirtschaft. Es wurde deutlich, dass das alte britische Pfund auf einer zu schmalen wirtschaftlichen Grundlage basierte, um den Kampf um die Vorherrschaft auf den Devisenmärkten des alten Kontinents zu gewinnen. (...)
Die globale Krise die den Kapitalismus erfasst hat wird diesen Prozess weiter verschärfen. Es ist kein Zufall, dass in der ersten Phase der Krise der Wert des Pfunds gegenüber dem Euro innerhalb weniger Monate dramatisch auf über dreißig Prozent gefallen ist. Um die Auswirkungen dieser Entwertungen zu verstehen, muss man sich vergegenwärtigen, dass in England im Verlaufe des Jahres 2008 das durchschnittliche Prokopfeinkommen um 35 % gesunken ist...(...) Die herrschende Klasse Großbritannien wird sich zwischen zwei grundsätzlichen Alternativen entscheiden müssen: Entweder der Eurozone beizutreten oder aber mit ihrer monetären Autonomie fortzufahren und den Sterling weiter an den Dollar zu koppeln. Wie auch immer die Entscheidung der englischen Bourgeoisie ausfällt, die Konsequenzen werden wie immer die Arbeiter zu tragen haben, denen weitere schwere Angriffe auf ihre ohnehin schon prekären Lebens -und Arbeitsbedingungen bevorstehen.
Der Text erschein erstmals in der Märzausgabe von Battaglia Comunista - 2009-02-15 - der Zeitschrift unserer italienischen Schwesterorganisation Partito Comunista Internazionalista. Er wurde von uns streckenw
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