Plattform der Kommunistischen Gruppe/MaximalistInnen (Russland)

Im Folgenden dokumentieren wie die politische Plattform der Kommunistischen Gruppe/MaximalistInnen (KGM), einem neuen linkskommunistischen Zusammenhang in Russland. Angesichts der brisanten politischen Situation und der verheerenden Auswirkungen der stalinistischen Konterrevolution ist die Bildung einer neuen Gruppe der Kommunistischen Linken gleichermaßen begrüßenswert und ermutigend._ (GIS)_

Unser Kampf ist der Kampf für den Kommunismus – eine Gesellschaft ohne Privatbesitz, Klassen, Staaten, Lohnarbeit, Geld und Warenproduktion, einer Gesellschaft ohne Konkurrenz aller gegen alle, sondern auf der Basis gemeinsamer Kooperation. Eine solche Gesellschaft ist gleichermaßen möglich und notwendig. Sie ist notwendig, weil die Menschheit nur in einer solchen Gesellschaft nicht mehr in der Gefahr vom Kapital verursachten Katastrophen leben und sich weiterentwickeln kann. Sie ist möglich, da die modernen Produktivkräfte die Arbeitsteilung sowie Hunger, Armut und sinnlose Plackerei überwinden können.

Der Kapitalismus basiert auf der Ausbeutung und Unterdrückung eines großen Teils der Gesellschaft durch eine parasitäre Minderheit, die sich den von der gesamten Menschheit produzierten Reichtum aneignet. Der Kapitalismus hat im letzten Jahrhundert zwei Weltkriege verursacht und eine Vielzahl lokaler Kriege hat zig Millionen Menschen das Leben gekostet. Heute werden unter der kapitalistischen Herrschaft die Produktivkräfte immer mehr zu Destruktivkräften. Daher steht die Menschheit am Scheideweg: Entweder dem Kapitalismus ein Ende setzen oder ausgelöscht werden.

Der Kommunismus kann nur durch eine ArbeiterInnenrevolution realisiert werden, die vom Proletariat getragen wird. Im Verlauf der Revolution wird das Proletariat die Ausbeuter enteignen, den bürgerlichen Staat zerstören und eine revolutionäre Ordnung errichten. Diese wird auf ArbeiterInnenversammlungen mit gewählten und jederzeit abwählbaren Delegierten und einer auf Befriedigung menschlicher Bedürfnisse ausgerichteten Produktion basieren. Die Sowjetunion und andere Staaten, die sich nach ihrem Model orientierten, waren nicht sozialistisch, geschweige denn kommunistisch. Die ArbeiterInnen blieben macht- und besitzlos und waren daher gezwungen ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Die revolutionäre kommunistische Bewegung steht jeder Nostalgie für diese Regime feindlich gegenüber. Die Geschichte hat gezeigt, dass der Kommunismus nicht auf friedlichem, parlamentarischem Weg erreicht werden kann. Die Machthierarchien des modernen Staates dienen dem Erhalt des Systems der Ausbeutung und sind daher ungeeignet zu seiner Zerstörung beizutragen. Sie basieren auf der Entfremdung der Massen vom Entscheidungsprozess und trichtern ihnen ein, auf selbsterklärte oder teilweise gewählte Machthaber zu vertrauen. Die Parlamente und Apparate der lokalen Regierungen sind nicht die eigentlichen Quellen der Macht. Diese liegen faktisch in der Bürokratie und beim Kapital, die jeder wirklichen Aktion der Massen entgegenwirken. So wird die Illusion, dass der Wahlzettel die wirkliche revolutionäre Aktion für Veränderungen ersetzen kann, verewigt. Wir lehnen daher die vom bürgerlichen Staat organisierten Wahlen ab, und sehen in der Teilnahme an diesen Wahlen eine schädliche Täuschung sowie eine Zementierung parlamentarischer Illusionen. Dasselbe gilt für legale und apolitische Gewerkschaftsorganisationen. Die Gewerkschaften streben eine schrittweise Verbesserung des Lebensstandards ihrer Mitglieder im Rahmen des Systems an. Sie können nicht zum Sturz des Systems beitragen. Deshalb ist jeder Versuch, die gewerkschaftlichen Strukturen im revolutionären Sinne zu nutzen, ein aussichtsloses Unterfangen. Wir müssen die Proletarier, ob nun gewerkschaftlich organisiert oder nicht, zu direkten Aktionen und zum Aufstand agitieren.

Der Weg zur Befreiung kann nicht über ein Mitspielen nach den Regeln der Bourgeoisie und des Staates und ein Mitmachen beim Parlamentarismus und den Gewerkschaften erreicht werden. Dies geht nur durch die soziale Revolution, den Massenaufstand, die Zerschlagung der Bürokratie und massenhafte Expropriation.

Der bürgerliche Nationalismus und Patriotismus sowie Ideologien, die fälschlicherweise ein gemeinsames Interesse von Unterdrückern und Unterdrückten herstellen wollen, sind unserer Sache feindlich gesinnt. Wir unterstützen die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Unterdrückten aller Ethnien gegen ihre Unterdrücker. Aufgrund der Internationalisierung der Produktion ist die Kooperation der Proletarier der Welt eine notwendige Bedingung für den Triumph der globalen kommunistischen Revolution. Demgegenüber ist die Doktrin des „Sozialismus in einem Land“ eine reaktionäre Utopie. Der Erfolg der Revolution erfordert eine revolutionäre Organisation, die:

  1. Die revolutionären kommunistischen Ideen weltweit in Wort und Tat verbreitet.
  2. Direkt an den antikapitalistischen Kämpfen der sozialen Emanzipation, von wilden Streiks bis zu Aufständen teilnimmt.
  3. Gemeinsame Versammlungen der unterschiedlichen Widerstandgruppen initiiert, die als einzig souveräne Organe der Entscheidungsfindung agieren.
  4. Nach dem Sturz des bürokratischen und kapitalistischen Systems sich an der Schaffung von Organen der revolutionären Macht und der Verwaltung der Wirtschaft beteiligt.

Unser Ziel besteht darin auf eine solche zukünftige Organisation hinzuarbeiten. Allerdings sehen wie unsere Gruppe gegenwärtig nicht als solche Organisation. Wir schätzen unsere eigenen Kräfte sehr nüchtern ein, und verstehen uns als kleine Gruppe der Agitation und Propaganda, die unter Umständen in der Zukunft Teil einer revolutionären Organisation wird.

Bei unserer Arbeit unter den Massen steht für uns die direkte Aktion im Vordergrund, da nur so die Hegemonie der herrschenden Klasse untergraben werden kann. Nur durch die Erfahrung der Selbstorganisation und Potentiale der Solidarität wird das Wissen und Selbstvertrauen der ArbeiterInnen gestärkt und die Herausbildung revolutionären Bewusstseins gefördert.

Der proletarische Kampf begrenzt sich nicht auf eine Fabrik. Er hat drei Bestandteile, den ökonomischen, den politischen und den theoretischen Kampf. Eine revolutionäre Gruppe muss sich entlang dieser drei Elemente entwickeln und je nach Lage der Dinge ihre Prioritäten setzen. Während in einer Periode der Passivität der Schwerpunkt auf theoretischer Arbeit und individueller Propaganda liegt, hat in Zeiten des Aufschwungs die Massenagitation Priorität.

Wir denken, dass es falsch ist, wirkliche Massenbewegungen unter dem Vorwand zu ignorieren, dass ihre Ziele nicht mit unseren übereinstimmen. Gleichzeitig halten wir es für falsch, die massenhaften Illusionen jeder Bewegung zu teilen. Wenn wir uns an solchen Bewegungen beteiligen ist es unser Ziel alle bürgerlichen Fraktionen, sowohl die herrschenden wie die oppositionellen zu bekämpfen und das Proletariat aufzurufen zu einer Klasse zu werden, die in der Lage ist die bürgerliche Hegemonie zu überwinden und den gesellschaftlichen Schritt zum Kommunismus zu realisieren.

Wir sind nicht die Gralshüter der „einzigen Wahrheit“ und wir wollen unsere Sichtweise nicht dem Proletariat aufzwingen. Wir sind ein Ausdruck der gegenwärtigen historischen Situation, wenn auch der der radikalste und konsistenteste Teil unserer Klasse.

Wir freuen uns auf einen kritischen Dialog und die Zusammenarbeit mit Gruppen der sozialrevolutionären Bewegung, mit allen politischen Traditionen, die die Fähigkeit haben sich nach links zu entwickeln.

Wir sind uns der Notwendigkeit bewusst, die Aktivitäten der RevolutionärInnen weltweit zu koordinieren und wir sind zur Zusammenarbeit und Polemik mit Organisationen bereit, die unseren Ideen nahe stehen.

ArbeiterInnen und Unterdrückte der Welt, vereinigt Euch!

Kommunistische Gruppe / MaximalistInnen (Russland)

Sunday, January 20, 2013