Indignados - ein Papier der „Commissione Lavoro“ aus Rom

Im Folgenden dokumentieren wir ein interessantes Papier der „Indignado-Bewegung“ aus Italien:

Als „Kommission Arbeit“ der „Bewegung Italienische Revolution – Wirkliche Demokratie jetzt“ sehen wir in der Krise die Triebkraft für die Bewegung der spanischen Indignados und in anderen Ländern. Dies zeigen nicht zuletzt die Angriffe die die Regierungen aller Schattierungen von Berlusconi bis Zapatero auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der ArbeiterInnenklasse durchführen. Wir meinen daher dass die Frage der Arbeit im Zentrum der Debatten der Bewegung über Analysen und Aktivitäten stehen sollte und die Bewegung auf alle jene ausgeweitet werden muss, die ausgebeutet werden und den Preis für die Krise des kapitalistischen Systems zahlen sollen. Andernfalls können wir keinen wirklichen Einfluss auf die Gesellschaft nehmen.

Wie wir arbeiten wollen

Als Kommission setzen wir uns folgende Ziele:

  1. Die Erstellung einer Datensammlung über alle wichtigen Auseinandersetzungen in den Betrieben, über die Renten, die Zahl der Erwerbslosen und prekär Beschäftigten.
  2. Die Analyse der Ausbeutungsbedingungen in all diesen Sektoren und die Verschlechterung der Lebensbedingungen.
  3. Die Entwicklung von Formen der Agitation die unsere Treffen in diese Sektionen ausweiten kann, wie es die Versammlung von Puerta del Sol gezeigt hat.

In vorherigen Diskussionen haben wir festgestellt, dass die Ursachen der Ausbeutung mit dem Widerspruch zwischen Lohnarbeit und Kapital zusammenhängen und dass die kapitalistische Produktionsweise sich nun in einer Krise befindet, sich überlebt hat, obsolet geworden ist, und zukünftigen Generation nichts mehr anzubieten hat. Wir meinen weiterhin, dass die Krise unweigerlicher Bestandteil des Kapitalismus ist, und es notwendig ist die Krise des Kapitalismus zu überwinden.

Datensammeln

Wir wollen Informationen über die Rechtsprechung sammeln, die Gesetzte die unsere Arbeitsbedingungen bestimmen, prekärer machen und verschlimmern und ein Akt der Erpressung darstellen. Wir wollen ebenso Datenmaterial sammeln, welches zeigt wie viele ArbeiterInnen mit ihren Familien heute in Italien leben und wie sie leben müssen.

Ausbeutungsbedingungen

Wir wollen Augenzeugenberichte und Zeugnisse sammeln, die die wirklichen Ausbeutungsbedingungen beschreiben, die von den ArbeiterInnen täglich erlebt werden. Besonders die der Jugendlichen aber nicht nur. Wir wollen mit jenen anfangen die dies hier lesen.

Formen der Agitation um die Versammlungen auf die Arbeitswelt auszuweiten

Wir meinen dass es notwendig ist alle Arbeiter, d.h. auch Teilzeitbeschäftigte, Erwerbslose und alle Sektoren die für die Krise des Kapitalismus zahlen sollen in unsere Versammlungen einzubeziehen. Um das zu erreichen müssen wir damit anfangen die wirklichen Ausbeutungsbedingungen wie sie täglich in den Betrieben erlebt werden zu denunzieren.

Wir müssen versuchen die Logik in dem das Thema Arbeit von den Gewerkschaften, den politischen Parteien und den Politkern angegangen wird umzukehren. Zu oft haben wir gesehen, dass Bewegungen an ihre politischen Vorschläge anknüpften, (und sich dann sofort daran spalteten). Ob nun ein „Bürgergeld“, oder ein „europäischer Lohn“, eine „gesellschaftlich nützliche Arbeit“ oder „weniger Arbeit“, „Arbeit für alle“ usw. - Die Politik die hinter solchen Vorschlägen stand zielte immer darauf ab, den ArbeiterInnen etwas vorzusetzen ohne deren Lebensbedingungen in Betracht zu ziehen, so als wären sie nur nützliche Unterstützer für diesen oder jenen politischen Vorschlag. Wir wollen nicht diesen oder jenen Plan diskutieren das System zu retten (so werden wir niemals aus dem Schlamassel herauskommen). Wir wollen die Frage der Ausbeutung und Fragmentierungen der ArbeiterInnen aufwerfen, um sie einzuladen sich zusammenzuschließen und zu kämpfen.

Agitation. Wir wollen die Arbeiterinnen ins Zentrum unserer Bemühungen setzen, sie einzuladen sich gegen ihre täglich erlebten Ausbeutungsbedingungen zu wehren. Deshalb sind unsere agitatorischen Losungen auch sehr einfach:

  • Keine Hungerlöhne!
  • Gegen mangelnde Sicherheitsvorkehrungen, Unfälle und Töte bei der Arbeit!
  • Gegen Bandbeschleunigungen und Überstunden!
  • Nein zu prekären Beschäftigungsverhältnissen, Flexibilisierungen und das Heuern und Feuern!
  • Gegen Entlassungen und Erwerbslosigkeit!
  • Gegen Preiserhöhungen!
  • Für den gemeinsamen Kampf zur Verteidigung unserer Lebensbedingungen!
  • Für einen wirklichen Kampf für bessere Lebens -und Arbeitsbedingungen!

An den Arbeitsplätzen und in den Wohnvierteln. Wir agitieren mit der Losung dass der wirkliche Kampf am Arbeitsplatz und in den Wohnvierteln stattfindet. Nur dann können wir den Kampf auf die verschiedenen Sektoren der Gesellschaft, den öffentlichen und den privaten Sektor, von der Industrie zum Einzelhandel usw. ausweiten.

Methoden des Kampfes. Was mögliche Kampfformen angeht, gibt es wenig was neu zu erfinden wäre: Vollstreiks, Streikpostenketten, Solidarität und gegenseitige Unterstützung in den jeweiligen Auseinandersetzungen, Betriebsbesetzungen und Straßenblockaden. All das ist Teil der Geschichte der Kämpfe der ArbeiterInnen und es gibt viel aus ihr zu lernen. Im Allgemeinen unterstützen wir alle Formen der Mobilisierung um die Produktion stillzulegen und Zirkulation von Waren und damit den Profit zu stören. Letztendlich gehen wir davon aus, dass die ArbeiterInnen am besten wissen was die effektivsten Kampfformen in der jeweiligen Situation sind. In diesem Sinne geht es darum sie zu ermutigen, sie zu unterstützen und ausschließlich ihre Interessen zu verteidigen und nicht die einer Gewerkschaft oder politischen Gruppierung.

Organisationsformen. Wir denken dass die einzige Organisationsform die es den ArbeiterInnen erlaubt auf eigenen Beinen zu stehen und ihre Kampfkraft zu erhöhen die der Versammlung ist. Versammlungen von unten die,

  • die Spaltung entlang von „Rasse“, Geschlecht, Herkunft, Bildungsstand und Berufsgruppen zwischen ArbeiterInnen überwinden;
  • die Erwerbslosen und Beschäftigten zusammenführen;
  • die Tendenz überwinden die Vertretung unserer Interessen an Gewerkschafter und Politiker zu delegieren;
  • die Entscheidungsfindungen möglich machen über die Form, Vorgehen und Zeitpunkt der Mobilisierung. Die entscheiden ob Vorschläge von anderen angenommen werden oder nicht.

Wir meinen dass wir uns selber gegen die harten Angriffe der Bosse verteidigen müssen, dass wir unsere Isolation überwinden müssen um den individuellen Kampf in einen einzigen, größeren und kollektiven Widerstand zu transformieren. Wir müssen unsere Trägheit überwinden und unser Leben wieder in die eigenen Hände nehmen.

Nur wenn wir unsere Nöte und Unbehagen als soziales Problem angehen, können wie das System zwingen entweder Zugeständnisse zu machen (die wir annehmen können oder auch nicht) oder zu erklären dass es unsere Forderungen nicht erfüllen kann und damit sein Scheitern einzugestehen.

Die gegenwärtige Arbeit ist ein Beitrag der stetig auf der zentralen Versammlung aktualisiert wird. Die „Kommission Arbeit“ steht jedem offen der daran teilnehmen möchte. Wir laden alle ein sich an unseren Online-Diskussionen zu beteiligen und sich in unseren Email-Verteiler einzutragen. commlavoro_italianrevolution@googlegroups.com

Email: commissione.lavoro@email.it